Scheune am weissen Haus
Im Spreewald ist der Himmel grün. Zumindest im Sommer. Weit wölben sich Äste von Birken, Eichen und Linden über die Nebenarme der Spree und bilden ein natürliches Sonnenschutzdach aus Blättern. Etwa eine Stunde südöstlich von Berlin zieht ein wildes Gewusel an Kanälen durch die Moore, Wiesen und Wälder des bekannten Biosphärenreservats. Die Gegend lernt man am besten vom Wasser aus kennen, paddelt im Kanu, Kajak oder auf dem Stand-Up-Paddle-Board durch dichtes Grün, unter Holzbrücken hindurch, an reetgedeckten Holzhäusern vorbei, sieht Libellen und Schmetterlinge, trifft vielleicht sogar einen Fischotter oder ein Reh - und hört oft nur das beruhigende Eintauchen des platschenden Paddels.
Ihre persönliche Lieblingstour sei die Lehder Abendrunde, verrät mir Marlene Stein. Tagsüber herrscht ordentlich Betrieb auf den Wasserwegen, aber sobald die Holzkähne fest vertäut am Ufer liegen, lässt die gebürtige Thüringerin hinter der »Scheune am weißen Haus« ihr SUP zu Wasser. Schon als Kind verbrachte Marlene viele Urlaube im Spreewald, bei ihrer Urgroßmutter in Lübbenau. Immer wenn sie mit ihren Eltern und Großeltern ins benachbarte Lehde radelte, fiel der Familie eine besonders schöne Bauernkate ins Auge, der Garten üppig bepflanzt, flankiert von alten Obstbäumen, deren Äste sich schwer unter der Last reifer Früchte bogen.
Als dieser historische Vierseitenhof 2010 zum Verkauf stand, zögerten Marlenes Eltern nicht lange und entscheiden, aus dem denkmalgeschützten Anwesen von 1870 eine zentrale Anlaufstelle für die Familie zu machen. Im weißen Haus, der alten Bauernkate, befindet sich heute der zweite Wohnsitz der Familie Stein, die sonst in Thüringen lebt. Die Scheune, einst Kuhstall und Heulager mit Futterluken, verwandelten sie 2014 in ein uriges Ferienhäuschen für bis vier Gäste mit bodentiefen Fenstern, Wänden, leuchtend rot, wie die reifen Äpfel im Garten, einem spreewaldgrünen Kachelofen und rustikaler Balkendecke. Weltklasse für Kids: in milden Sommernächten können die Kleinen im lehmverputzten Hühnerhäuschen nebenan ihr eigenes Schlafplatzlager beziehen.
Wenn im Herbst die Apfelringe quer durch den Garten zum Trocknen hängen und die großen Touristenschwärme abgezogen sind, beginnt im Spreewald die schönste Reisezeit. Aus dem sonst trubeligen Lehde wird dann ein Ort wie ein Ölgemälde. Von der Liegeschaukel hinter der »Scheune am weißen Haus« kann man jetzt beobachten, wie sich die Blätter allmählich bunt verfärben, die beiden Dorfkatzen die letzten wärmenden Sonnenstrahlen genießen. Marlenes Favorit ist der Winter, besonders liebt sie die stimmungsvollen Spaziergänge entlang rauhbereifter Bäume. Etwa alle sieben Jahre kann man auf den zugefrorenen Kanälen sogar Schlittschuhfahren. Und auch im Spreewald ist der Himmel über den pudelbemützten Köpfen dann einfach nur herrlich blau.
hiersein-Themen
haus
- Mithilfe eines Architekten und einheimischer Handwerksbetriebe konnte die bestehende Bausubstanz von Haupthaus und Scheune unter größtmöglicher Erhaltung restauriert werden
- Viele der vorhandenen Materialien in der Scheune wurden wiederverwendet; aus alten Balken fertigte der Schreiner im Ort die Fensterrahmen, gut erhaltene, alte Dachziegel wurden von Familie Stein selbst abgeschlagen, gesäubert und kamen schließlich wieder zum Einsatz
- Um ein gutes Raumklima in der Scheune zu erzeugen, entschied sich die Familie für einen natürlichen Holzfaserdämmstoff und die Verwendung natürlicher Baustoffe
- Der alte Kachelofen aus dem Haupthaus bekam im Wohnraum der Scheune einen neuen Platz, das Zirbenholzbett im Schlafzimmer stammt aus einer Thüringer Manufaktur
natur
- Alle alten Obstbäume, die seit vielen Jahren auf dem Grundstück stehen, konnten dank schonender Baumschnitttechniken erhalten bleiben
- Für den Umbau der Scheune wurden weder Bäume noch Sträucher gekappt bzw. gefällt
- Wird auf dem Grundstück etwas neu gepflanzt, achtet die Familie auf Insektenfreundlichkeit und Artenvielfalt
- Die Pflanzenerde dafür gewinnen sie vom eigenen Komposthaufen; Gäste werden gebeten, ihren Bioabfall dort zu entsorgen
- Das Obst wird jedes Jahr in Lagerobst, Saft, Kompott und Marmelade verarbeitet
- Für die Bewässerung des Gartens wird aufgefangenes Regenwasser benutzt
- Geheizt wird in der Scheune ohne Einsatz von fossilen Brennstoffen mit Erdwärme über eine Fußbodenheizung; wer möchte kann sich zusätzlich den Kachelofen anschüren
und sonst so?
- Die Scheune eignet sich idealerweise für zwei Personen, der Wohn- /Essbereich mit Küchenzeile befindet sich im Erdgeschoss, Schlafzimmer und Bad in der oberen Etage
- Im Wohnzimmer können zwei weitere Gäste auf einem Schlafsofa übernachten, ein Babybett findet im Schlafzimmer ausreichend Platz
- Gut zu wissen: Das Schlafzimmer ist offen und hat keine Tür, nur das Bad kann abgeschlossen werden
- Wer braucht ganz dringend eine Auszeit? Hier seid ihr richtig: in der Scheune gibt es weder W-Lan noch TV, dafür jede Menge Lesematerial & Spiele
- Die Hauptsaison dauert von Gründonnerstag bis Allerheiligen und Weihnachten bis Heilige Drei Könige
- Ab einer Übernachtung von fünf Nächten erhalten Gäste einen Rabatt von 5%, ab 10 Nächten 10%
- In warmen Nächten kann zu der Übernachtung in der Scheune das Hühnerhaus mit ausziehbarem Schlafsofa dazugebucht werden; es steht nur den Gästen der Scheune zur Verfügung und wird nicht einzeln vermietet
- Im wunderschönen, großen Garten stehen Gartenmöbel, Sonnenliegen, die Liegeschaukel und ein Grill bereit
- Hinter der Scheune gibt es einen Wasserzugang, der direkt zu den Kanälen führt; wer kein Wassersportgerät besitzt, kann sich eines in Lehde ausleihen
- Lieber mit dem Rad unterwegs? Auf einer Teilstrecke des Gurkenradwegs (ja, den gibt's!) können Radfahrer z.B. eine Tour bis nach Burg und zurück unternehmen (40 km) - vorbei an malerischen Fließen und kleinen Dörfern erlebt man vor allem im Herbst das ganz große Naturkino
- Gastro-Tipp: Über einen schmalen Wiesenweg und drei Brücken erreicht man von der »Scheune am weißen Haus« in etwa zehn Fußminuten den Gasthof Kaupen 6, der bis 2000 nur über den Wasserweg erreichbar war (!); in der kälteren Jahreszeit unbedingt das leckere Käsefondue probieren!
- In Lehde finden Gäste außerdem ein Freilandmuseum, eine Marmeladenmanufaktur, Korbhersteller, Holzkahnbauer & Tischler, eine Meerrettichreiberei (direkt gegenüber)
- Am letzten Wochenende im September findet hier das alljährliche Dorffest statt, bei dem geschmückte Kähne, das traditionelle Dorfleben und die landestypischen aufwendig bestickten Trachten erlebt werden können (allein für das Anlegen der Tracht benötigt eine Spreewälderin mindestens dreißig Minuten)