Mein Schlafplatz in der Bergwiese
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Jahr für Jahr landet immer wieder dieser eine Wunsch auf meiner Jahresend-Bucket-List: einmal in den Bergen einen Sonnenaufgang erleben. Obwohl ich mich tendenziell eher dem Team Lerche zugehörig fühle, verursacht mir schon der bloße Gedanke, mitten in der Nacht aufzustehen, einen flauen Magen. Davon abgesehen störe ich ungerne die Tiere am Berg bei ihrer eigenen Nachtruhe - vor allem mit dem Schein einer Stirnlampe. Also, verschiebe ich meinen Wunsch jedes Jahr aufs Neue und sage mir zuverlässig: aber im nächsten, da klappt es bestimmt.
Sonnenaufgang für Genießer
Der Fairness halber sollte ich erwähnen, dass ich vor vielen Jahren schon einmal ganz knapp davor war. Auf einer zweitägigen Wandertour in Österreich mit Übernachtung in einer urig-rustikalen Hütte. Den Sonnenaufgang? Habe ich leider knapp verpasst. Zu müde der Kopf, zu schmerzhaft die Waden von der Wanderung am Vortag. Unnötig zu erwähnen, wie sehr mich das heute noch wurmt. Also, ab und noch ein Versuch! Idealerweise nicht mehr tun müssen, als maximal den Wecker stellen, liegenbleiben, nur die Augen aufschlagen und genießen: Wie die aufgehende Sonne den Horizont in ein magisches lilablassblaues Licht taucht, das bald orangefarben zu lodern beginnt, die ersten Strahlen zaghaft und schließlich mit voller Wucht über den Bergkamm klettern. Hach! Genug geschwelgt, jetzt wird Nägel mit Köpfen gemacht! Für meinen nächsten Versuch wähle ich ein besonderes Schlafquartier, eine Art Erlebnisbett vor grandioser Kulisse.
Von Wildbienen und Bergkräutern
Von weitem erinnert es zunächst an einen eingepackten Heuballen - am Berghang oberhalb des nachhaltigen Hotel Rehlegg im Berchtesgadener Land. Mitten in einer Wildblumenwiese steht das Ding. Lange Grashalme kitzeln an meinen Beinen. Sylvie, die seit über 30 Jahren die Rezeption des Rehleggs leitet und eine freundliche Kollegin begleiten mich. Beide sind - genauso wie ich - ein klitzekleines bisschen aufgeregt: denn ich bin der erste offizielle Gast ihrer außergewöhnlichsten Unterkunft, die hier in der Sommersaison von April bis Oktober steht. Vorbei an blühenden Wildblumen und duftenden Kräutern erzählen sie mir von einem Gast, der sich doch tatsächlich mal über die Wiese beschwert haben soll, die sich wie in den schönsten Bullerbü-Sommertage-Träumen herrlich wild und bunt den Hang hinaufzieht. Gemäht wird hier nämlich nicht. Um Hummeln, Bienen & Co. eine wichtige Nahrungsquelle zu geben und für Wildbienen Brutplätze zu schaffen lässt das Hotel die Wiese mit voller Absicht stehen. Ob da wohl eine Spur zu viel Natur im Weg war - auf der Suche nach dem perfekten Foto-Motiv?
Ein Spot vor grandioser Bergkulisse
Das ist der dann auch. Ein toller (Foto-)Spot mit fantastischem Blick auf einen Teil der Berchtesgadener Alpen. Direkt vor mir erstreckt sich das beeindruckende Hochkaltermassiv, rechterhand erkenne ich die prägnanten Spitzen der Reiteralpe und entdecke zur Linken den wohl bekanntesten in der Runde - den Watzmann. An diesem schönen Fleckchen Erde befindet sich also mein Bett für die Nacht - ein weißer Schlafkubus, der aus 8 Teilen und einer Bodenplatte aus Kork mit Holzeinlage besteht, die mit nur wenigen Handgriffen in kurzer Zeit zusammengesteckt werden können. Bezogen mit Stoffbahnen aus wasserfestem Gewebe, Panoramafenstern nach allen Seiten und einem transparenten Dach - fertig ist das Ding! Sehr zuversichtlich, dass es dieses Mal mit dem Sonnenaufgang in den Bergen funktioniert, mache ich es mir gemütlich in meiner Bubble.
Ein nachhaltig eindrückliches Erlebnis
Und dann, was soll ich sagen, beginnt es zu regnen. Das Zähneputzen spare ich mir heute. Die nächste Toilette ist unten im Hotel, der Weg ein kurzer, aber der Regen spielt mir galant in die Karten. Das Einzige, was mich in meiner Schlafkoje an ein Zelt erinnert ist der unverkennbare Sound des Reißverschlusses. Aber sonst? Fühle ich mich wie im ultimativen Campinghimmel. Ich lerne, dass die Matratze einen Sojaölkern hat, worunter ich mir zwar wenig vorstellen kann, dafür liegt es sich aber ganz famos. Ich mummele mich in die kuschlige Bettdecke aus Schafschurwolle und lausche dem Rauschen der Ramsauer Ache unten im Tal. Im Dunkeln mache ich zwei Lichter aus: ein fernes Leuchten, wahrscheinlich das einer Hütte auf dem Berg gegenüber, über mir der wohl einzige Stern heute Nacht, der es durch den trüben Regenhimmel geschafft hat. Während die Tropfen weiter auf mein Dach prasseln, was mich kurz an das Platschen von Regen auf einem prall gefüllten Luftballons erinnert, fallen mir langsam die Augen zu.
Der etwas andere Sonnenaufgang
Meine Nacht ist um 4:41 zu Ende. Die gesamte Berchtesgadener Vogelwelt scheint sich hier und heute auf meiner Bergwiese eingefunden zu haben: naturnahes Wecken! Den heiß ersehnten Sonnenaufgang habe ich bereits abgehakt, noch nieselt es leicht. Im Osten nur ein klitzekleines Loch, das erahnen lässt, wo sich die Sonne blicken lassen könnte. Unten im Tal rauscht die Ache noch ein wenig lauter als gestern beim Einschlafen, tief hängen die Wolken, die sich wie Watte um die Berggipfel legen, zu meiner Linken gleitet eine Schnecke ganz gemächlich die Außenhaut hinab. Ruhig ist es also nicht, und doch nehme ich jedes Geräusch ganz bewusst und ohne Ablenkung in seiner irgendwie doch beruhigenden Gleichmäßigkeit wahr. Ich genieße den Blick auf bewaldete Berghänge und die gelbe Blumenwiese zu meinen Füßen, beobachte die Schafe beim Mümmeln von saftigem Almwiesengras in der Ferne und schlummere ganz langsam noch einmal ein. Heute darf ich ja, die Sonne lässt sich sowieso nicht mehr blicken!
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OFFENLEGUNG: Sleeperoo hat mich zu diesem Aufenthalt unentgeltlich eingeladen. Die Inhalt entspricht zu 100% meiner persönlichen Meinung. Der Blogartikel enthält Affiliate Links. Wenn du über diese Links eine Erlebnisnacht buchst oder kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich ändert sich dadurch am Preis nichts.
Fotos: hiersein