Albertinenhof Havelland, Rathenow, Westhavelland, Brandenburg

Albertinenhof Havelland

In mondlosen Nächten wird es zappenduster. Die Milchstraße ist mit dem bloßen Auge zu sehen. Nur in der Wüste Namibias soll es noch dunkler sein. Das Westhavelland ist eine der am dünnsten besiedelten Regionen Deutschlands. Auf einer Fläche größer als Berlin leben gerade mal 75.000 Menschen. Zwei davon sind Sophia und Bosse Johannisson. Mitten im El Dorado für Sternegucker und Tierbeobachter realisieren die leidenschaftliche Naturschutzmacherin und der smarte Pflanzendompteur auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei ein ziemlich besonderes Hofprojekt. Aber der Reihe nach.

Im Jahr 2015 kauft Sophias Vater einen historischen Gutshof im Natur- und Sternenpark Havelland, um ihn vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Als sich der ursprüngliche Nutzungsplan zerschlägt, überzeugt er seine Tochter, die in Eberswalde Regionalentwicklung und Naturschutz studiert, nach Hause zurückzukehren. Eine zukunftstaugliche Vision für den Hof soll her! Sophia will etwas bewegen und viele Ideen aus ihrem Studium in ihrer Heimat verwirklichen. Mit Partner Bosse entwickeln die beiden den ambitionierten Plan, das ehemalige Ziegeleigelände zu einem Regionalhof mit Gemüsegärtnerei, Hofladen, Hofcafé, Ferienlofts und einem Umweltbildungszentrum auszubauen.

Das Ziegelgebäude des »Albertinenhof Havelland« mit dem markanten Storchennest ist schon von weitem sichtbar. Nach dem Abriss maroder Ställe und Scheunen und der Entfernung von zig Betonplatten erholt sich die Natur auf dem 4 Hektar großen Grundstück allmählich wieder. Bei der Landschaftspflege helfen die wilde Lola, der gutmütige Kalle und neun weitere charakterstarke Schafe. Geduldig kommen die Hofbetreiber ihrem Traum, einen Ort zu schaffen, der Erholung, Landwirtschaft und Naturschutz behutsam vereint, Schritt für Schritt näher. Im Frühjahr 2021 eröffnet Bosse seine biologische Gemüsegärtnerei, der kleine Hofladen findet temporär Unterschlupf in einem Bauwagen und Urlaubsgäste übernachten vorerst urig-rustikal im (zweiten) Bauwagen, Zelt oder Tiny House.

Wenn Sophia und Bosse am Abend die Hoftore schließen, wird es ruhig auf dem Albertinenhof. Vielleicht nimmt man noch das friedliche Schmatzen der Schafe wahr, einen klopfenden Specht oder vorbeiflatternde Fledermäuse. Vom 18 qm großen Tiny House, hübsch eingerichtet in wasserblauen Tönen mit Sofaecke zum Vögelbeobachten und muckeliger Schlafetage, sind es nur wenige Schritte bis zum schönen Fluss. Geht die Sonne unter, gleicht das gegenüberliegende Ufer einem Scherenschnitt. Dunkel heben sich Baumumrisse vom Horizont ab, der von Flammenrot über Lilaorange bald in ein tiefes Nachtblau übergeht. Neben dem Tiny House baumeln im Sommer zwei Hängematten zwischen den Obstbäumen. Milliarden Sterne strahlen vom Nachthimmel, die Milchstraße ist mit bloßem Auge zu sehen und der Rest der Welt unfassbar weit weg.



hiersein-Themen

natur

  • Schafbeweidung, Streuobstwiese, Vogelschutzhecke & mehr: in Sachen Naturschutz realisieren die Hofbetreiber zusammen mit dem Naturschutzbund (NABU) Westhavelland verschiedene Projekte, die Vögeln, Insekten und anderen Wildtieren als Futterquelle dienen und Rückzugsorte bieten, die Artenvielfalt fördern und seltene Arten schützen
  • Die Gärtnerei betreibt Bosse nach den Richtlinien der regenerativen Landwirtschaft, umweltverträglich, ohne Einsatz von Pestiziden, nur mit minimalem Einsatz bodenverdichtender Maschinen
  • In Kooperation mit dem NABU testet der gelernte Staudengärtner außerdem, ob sich altes Saatgut für den Wiederanbau eignet
  • Die Gartenbewässerung erfolgt mit Brunnen- und Regenwasser; durch eine Mulchschicht, die den Boden feucht hält wird weniger Wasser verbraucht als in der herkömmlichen Landwirtschaft
  • Auf dem Gelände und im Tiny House stehen ausschließlich Kompost-Trenntoiletten zur Verfügung
  • Gäste erhalten bei Anreise einen Kanister Wasser für Abwasch und Dusche; da das Abwasser in einer Pflanzenkläranlage wiederaufbereitet wird, kommen nur organisch abbaubare Spül- und Waschmittel zum Einsatz
  • Eine Luftwärmepumpe sorgt für Wärme im Tiny House

mensch

  • Vor Ort produziertes Gemüse einkaufen, unterm klaren Sternehimmel schlafen und lernen, wie man sich in der Natur am besten bewegt: Sophia und Bosse möchten Menschen mit ihrem nachhaltigen Hofprojekt begeistern und inspirieren - und bieten vielseitige Bildungsmöglichkeiten rund um den Naturschutz an
  • Regelmäßig finden auf dem Hof verschiedene Feste, Workshops und Gesprächsrunden mit interessierten Besuchern und diverse Aktionstage mit Grundschulen aus der Region statt
  • Die Hofbetreiber unterstützen außerdem lokale Initiativen, die sich für Umweltbildung einsetzen, wie die »Stinknormalen Superhelden e.V.« aus Rathenow, die Müllvermeidung thematisieren und Clean-Ups organisieren

essen

  • Sein frisches Gemüse verkauft Bosse auf dem Hof und an Restaurants in der Umgebung
  • Im Angebot ist das, was gerade Saison hat: Salate, Tomaten, Auberginen, Paprika und Microgreens aus dem Gewächshaus, Wurzel- und Knollengemüse aus Freilandkultur
  • Von hier: im Hofladen erhalten Gäste und Besucher außerdem Honig, teilweise von den hofeigenen Bienen und Apfelsaft naher Streuobstwiesen

haus

  • Schutz durch Nutzung: auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei befinden sich mit dem Dreiseithof große Stallungen, die nachhaltig zu Hofladen, Hofcafé und Ferienwohnungen ausgebaut werden sollen
  • Um die mühevoll entsiegelte Fläche von 3,7 Hektar weitgehend der Natur zu überlassen, übernachten Urlauber derzeit auf kleinstem Raum im Bauwagen, Zelt oder Tiny House
  • Das aus Holz gefertigte Tiny House erreicht durch die Dämmung mit recycelten Textilien einen hohen Dämmwert


und sonst so?

  • Das Tiny House hat eine ideale Größe für zwei Personen; die Schlafetage ist über eine Treppe (ohne Geländer) erreichbar, auf einer Schlafcouch im »Erdgeschoss« können zwei (kleinere) Gäste übernachten
  • Gut zu wissen: der Essplatz ist für zwei Übernachtungsgäste ausgelegt, im Sommer finden draußen am Tisch zwischen den Obstbäumen auch vier Personen Platz
  • Alles da: die Küchenzeile hat einen Kühlschrank, Backofen und zwei Herdplatten
  • Im Bad gibt es eine Dusche und eine Biotoilette, die geruchslos (!) tipptopp ohne Wasserspülung funktioniert
  • Der Mindestaufenthalt beträgt zwei Nächte, die Endreinigung ist im Übernachtungspreis enthalten, ab zwei Personen fällt ein Pauschale von 15 Euro pro Gast an
  • Hunde dürfen auf Anfrage mitgebracht werden; bitte beachten: eure Vierbeiner müssen auf dem gesamten Gelände angeleint bleiben, Sophias Schafe haben Hofrecht
  • Für kühlere Tage steht eine Fasssauna mit ungestörtem Ausblick auf die Havel und die Vogelwelt bereit
  • Übers Jahr hinweg finden jede Menge naturnahe Veranstaltungen statt: der Tag des offenen Hoftors, die Brandenburger Landpartie, Sternschnuppengucken im August und das Erntedankfest zum Ende der Saison
  • Auch für private Veranstaltungen (mit außergewöhnlichem Event-Zelt) kann der Hof gemietet werden: zum Kaffeeklatsch, für Jungesell:innenabschiede, kleine Hochzeiten, Workshops oder Yoga-Retreats
  • 1-A-Lage für Aktivitäten zu Wasser und zu Land: es gibt einen eigenen Havelzugang, der Havelradrundweg führt am Hof vorbei, ein 2er-Kajak und zwei Fahrräder können ausgeliehen werden
  • Tipp: zum Mondscheinpaddeln im Sternenpark Havelland; die geführte Tour startet nur wenige Kilometer vom Hof entfernt und ist ein einmaliges Erlebnis bei Nacht in Deutschlands erstem Sternenpark