Benno der Wagen, Kleintettau, Frankenwald, Bayern

Benno der Wagen

Verborgene, eher unscheinbare Dörfer, die jede Menge Kuriositäten zu bieten haben? Genau mein Ding! So wie Kleintettau. In Bayern ganz weit oben. Wo sich schon über 50 Jahre schottische Zottelrinder um die Landschaftspflege kümmern. Ein einzigartiges Tropenhaus steht, in dem - betrieben durch die Abwärme einer Glasmanufaktur - exotische Früchte wachsen. Die wohl berühmtesten Parfumflaschen erfunden wurden. Und der »Kleintettauer Zipfel« eine von vielen Absurditäten deutsch-deutscher Geschichte ist: Drei Häuser am Ortsrand gehörten eigentlich schon zum thüringischen Nachbarort, lagen aber, obwohl DDR-Gebiet, noch weit vor der Grenzbefestigung quasi im Niemandsland. Tja, und dann ist da der »Benno«.

Mal in einem Bauwagen zu leben, davon träumt Christine schon seit ihrer ersten Begegnung mit Peter Lustig. Nach dem Sozialpädagogik-Studium betreut die gebürtige Oberfränkin in einer Beschäftigungstherapiewerkstatt in Wien Menschen mit geistiger Behinderung, lernt nebenbei das Goldschmiedehandwerk und in Oberbayern wie man aus Milch Käse macht. Und plötzlich sind da zwei Burschen, die ihr Leben auf den Kopf stellen. Erst Benno, eine in die Jahre gekommene Schießbude, die sie im Chiemgau mithilfe eines Wagenbauers herrichtet. Dann Fritz, den sie auf einem ihrer Heimatbesuche kennenlernt. Schwupps wird der Lebensmittelpunkt wieder nach Oberfranken verlegt, aus Fritz der Herzensmensch und Benno ein Ferienhaus auf Rädern am Waldrand von Kleintettau.

Von Bennos vorherigem Leben zeugen nur noch die alten, mit neuen Aufgaben betrauten Schießbuden-Blechtafeln. Aber auch sonst ist Benno ein Tiny House voller Geschichten vom Leben. Vom Aufheben. Und Weiterverwenden. Ob Uromas Esstisch, eine Retro-Spüle aus Norwegen, die Holzstühle von einer alten Porzellanfabrik im Ort, das breite Fenster aus dem ehemaligen Schuhladen oder zusammengewürfelte Vintage-Teile, aufgehübscht von Tante Susi. Das gemütliche Bett mit Schlafhöhle haben Fritz und Christine selbstgeschreinert, für mollig-warme Winterabende einen Holzofen eingebaut und sowieso jede Menge Herzblut reingesteckt.

Im Sommer verputzen Gäste ihr Frühstück am liebsten auf der Holzveranda mitten im Grünen. Die einen schmieden Pläne für die nächste Tour, der Rennsteig - Deutschlands ältester und meistbegangener Weitwanderweg - liegt ja praktisch nur ums Eck. Die anderen pflücken Gänseblümchen für die hungrigen Zottelrinder, naschen fränkische Mangos oder hüpfen am Ortsrand einmal von Bayern nach Thüringen und wieder zurück. Heute zum Glück kein Niemandsland mehr. Dafür ein herrlich verborgenes Plätzchen, an dem sich Fuchs und Hase »Gute Nacht« sagen und das bestimmt noch die ein oder andere Kuriosität zur Hand hat.

hiersein-Themen

haus

• Mit dem Grundgestell der alten Schießbude als Basis konnten die Gastgeber jedes Detail der Inneneinrichtung individuell und sehr persönlich gestalten
• Viele der verwendeten Teile und Einbauten stammen aus dem Altwarenlager des Wagenbauers im Chiemgau, mit dem Christine den Wagen fit für die Reise in den Frankenwald gemacht hat
• Möbel, Einrichtungsgegenstände und Fenster: ein buntes, mühsam und liebevoll wiederaufbereitetes Sammelsurium an alten Stücken, die im Benno ein neues Zuhause gefunden haben
• Recycling: Aus dem alten Holzbalkon ihres Wohnhauses haben Fritz und Christine für Benno eine Veranda gebaut

natur

• An kühlen Tagen und im Winter wird im Benno mit dem Holzofen geheizt, das Holz beziehen die Gastgeber aus dem hiesigen Staatswald
• Die doppelt verglasten Fenster sorgen dafür, dass so wenig Wärme wie möglich nach außen entweicht
• Um Wasser einzusparen, findet sich im Bad eine Kompost-Trenn-Toilette
• Für die Reinigung verwendet Christine nur ökologische Putzmittel
• Benno steht ein ganzes Stück außerhalb des Dorfes auf einer Wiese nahe der Finkenburg, dem alleinstehenden Schieferhäuschen von Nachbarin Kerstin; nicht weit von hier liegt das »Grüne Band«, die ehemalige Grenze, heute eine Perlenschnur an unterschiedlichen Biotopen, wo seltene Tier- und Pflanzenarten einen geschützten Lebensraum finden

und sonst so?

• Auf etwa 16 qm so ziemlich alles, was man braucht: eine gut ausgestattete Küche, ein bequemes Bett, ein gemütlicher Lesesessel, ein Esstisch mit drei Stühlen und das kuschlige Bad mit Sitzbadewanne und Kompost-Toilette
• Unter dem Bett können kleinere Kinder (für je 10 Euro/Nacht) in einer »Schlafhöhle« übernachten
• Eure Vierbeiner dürft ihr auf Anfrage mitbringen
• Benno ist ein perfekter Ort zum Runterfahren, aber keine Sorge: es gibt WLAN!
• In Kleintettau könnt ihr einen Abstecher ins Europäische Flakonglasmuseum oder ins Tropenhaus »Klein Eden« machen, wo europaweit einzigartig, durch Abwärme tropische Früchte, Gemüse und Gewürze in zertifizierter Bioqualität angebaut werden
• Durch die Nähe zum Rennsteig eignet sich der Benno auch als Etappenziel für Rennsteigwanderer oder als Basiscamp für Ausflüge nach Kronach, nach Ilmenau, ins thüringische Schwarzatal oder zur Talsperre Hohenwarte
• Für Wölkchenzähler und Genießer der Waldeinsamkeit stehen auf der Veranda Sitzgelegenheiten, Retro-DDR-Liegestühle und ein Sonnenschirm bereit