Biohotel Kunstquartier, Stein bei Nürnberg, Bayern

Biohotel Kunstquartier

Europas längste Wasserrutsche und ein weltbekannter Stiftemacher. Zwei verdammt gute Gründe, weshalb ein kleines Örtchen am Stadtrand von Nürnberg in meiner Kindheit keine ganz unwichtige Rolle spielte. Nun sind bekanntlich aller guten Dinge drei - und so stehe ich Jahrzehnte später im fränkischen Stein vor einem kleinen Biohotel. Die Fassade des Sandstein- und Fachwerkhaus-Ensembles von 1861, das sich wie ein passendes Puzzlestück hübsch ins Stadtbild einfügt, tritt zurückhaltend, ja gänzlich uneitel auf. Von außen betrachtet lässt das »Kunstquartier« den Besucher fast ein wenig zappeln. Gibt wenig von dem preis, was ihn drinnen erwartet. Wie um das Tagestreiben hinter sich zu lassen und das Stadtgewusel abzuschütteln, liegt der Eingang geschützt ums Eck. Vielleicht einen Blick hinter die alten Mauern werfen? Bitteschön!

Anfangs noch Verwaltung mit Gästehaus für die Dozent:innen der Kunstakademie Faber Castell, ergänzte Gastgeber Siegfried das historische Gebäude im Jahr 2017 um einen Neubau mit kleinen Balkonen im Hinterhof und betreibt hier seitdem mit Frau Jutta das charmante »Biohotel Kunstquartier«. Die Unterkunft mit ihren 23 Zimmern, in dem keines dem anderen gleicht, ist eine bravouröse Mischung aus dezent eingesetzten Farben, warmen Sandsteinwänden, über die man unentwegt streicheln möchte, schnörkellosen Holzmöbeln und wenigen, hochwertigen Kunstgegenständen. Ein unaufdringlicher Wohlfühlort, an dem der Kopf nach einem randvollen Messetag, dem Besuch des Nürnberger Christkindlesmarktes oder vielen Kilometern auf der Autobahn endlich zur Ruhe kommen darf. Und wer sich dann noch nach Grünzeit sehnt: nur 100 Meter entfernt vom Hotel liegt ein Naturschutzgebiet mit einer 20 km langen Jogging- oder Hunderunde. Denn auch der Lieblingsvierbeiner ist ein willkommener Gast im Haus.

Ohne viel Tamtam, dafür aus tiefster Überzeugung ergreifen die Gastgeber im »Kunstquartier« eine Reihe nachhaltiger Maßnahmen, um die Zukunft mitzugestalten: Vom Bio-Frühstück, über die eigene Stromgewinnung, smarten Ideen für die Reduzierung des Energiebedarfs bis hin zu ökologischen Reinigungsmitteln. Vor kurzem hat Sohn Alexander das Zepter des bio-zertifizierten Familienbetriebs übernommen, Siegfried und Jutta planen gerade ein neues Nachhaltigkeitsprojekt auf Teneriffa. Auch für das Thema Recycling fand sich im »Kunstquartier« eine passende Aufgabe: »Hier stecken sechs Wochen Semesterferienarbeit drin«, lachend zeigt Alexander auf die Wand im Treppenhaus, die noch von Hand geformten Ziegel stammen aus einem alten Steingewölbe unterm Haus. Die Hotellage am Nürnberger Stadtrand ist übrigens ideal: in 20 Minuten erreicht man öffentlich die Altstadt, Museen und Restaurants, das Spaßbad aus meiner Kindheit ist sogar fußläufig entfernt. Ach, wie schön, dass es jetzt drei gute Gründe gibt, um wieder häufiger nach Stein zu kommen.



hiersein-Themen

natur

  • Mehrere Photovoltaikanlagen auf den Dächern des Gebäudes versorgen das Hotel mit Warmwasser und Strom
  • Reicht das nicht aus, kaufen die Hoteliers Öko-Strom hinzu und erwärmen das Wasser mit einer Luft-Wärmetauschpumpe, die nur in Spitzenlastzeiten von einer Gastherme unterstützt wird
  • Durch eine gute Dämmung, einem smarten Raummanagementsystem und Niedertemperatur braucht das Gebäude mit seinen 23 Zimmern soviel Energie wie ein Zweifamilienhaus
  • Abfallvermeidung, Recycling und die Kompostierung organischer Abfälle sind selbstverständliche Praktiken ihres nachhaltigen Konzepts
  • Um das Haus, CO2-neutral zu führen, kaufen die Gastgeber zum Ausgleich CO2-Zertifikate und schenken (!) ihren Gästen die CO2-Kompensation für An- und Abreise
  • Die Zimmer werden während des Aufenthalts nur jeden dritten Tag gereinigt
  • Einsatz von bio-zertifizierten Reinigungsmitteln und Produkten im Bad (in nachfüllbaren Spendern)

essen

  • Um den Titel »Biohotel« tragen zu dürfen, wird das »Kunstquartier« regelmäßig von unabhängigen Stellen geprüft
  • Alle Lebensmittel und Getränke sind zu 100 % bio-zertifiziert, ihre regionalen Lieferanten kennen Siegfried, Jutta und Alexander persönlich
  • Einen Teil der Lebensmittel wie z.B. Marmeladen, Chutneys, geräucherten Käse stellt das Hotel selbst her
  • Bei Produkten wie Kaffee, Tee und Zucker achten die Gastgeber darauf, dass sie mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet sind
  • Das Frühstücksbuffet und die Tapas-Bar am Abend bieten auch eine vegane und vegetarische Auswahl

haus

  • Das war den Gastgebern wichtig: die historische Bausubstanz des alten Gebäudes von 1861 zu bewahren und beim Neubau natürliche Materialien wie Sandstein, Schiefer und Travertin zu verwenden
  • Die Innenausstattung des Hotels und die Einrichtung der Zimmer mit Vollholzmöbeln wurden von einem lokalen Schreiner angefertigt
  • Die Bettbezüge sind aus Bio-Baumwolle und Fairtrade produziert, ein Teil der Bettdecken sind mit Alpaka-Wolle gefüllt, die von Siegfrieds und Juttas privatem Arche- und Bio-Landhof stammen
  • Das komplette Hotel ist frei von Wasseradern und sonstigen Störfeldern

mensch

  • Weil die Siegfried, Jutta und Alexander davon überzeugt sind, dass Nachhaltigkeit nur gemeinsam funktioniert, arbeiten sie eng mit Menschen und Verbänden zusammen, die dieselben Werte teilen und pflegen einen regelmäßigen Austausch, um sich stets weiterzuentwickeln
  • Das »Biohotel Kunstquartier« ist Teil der Initiative BIO-Metropolregion und Mitglied der Gemeinwohlökonomie-Bayern e.V., einem Wirtschaftsmodell für die Zukunft, das sich für ein gutes Leben für alle einsetzt


und sonst so?

  • Gäste können im »Biohotel Kunstquartier« aus sieben verschiedenen Kategorien wählen
  • Die Zimmer unterteilen sich in Standard-, Doppel-, Komfort- und Familien-Komfortzimmer
  • Weitere Unterkünfte: Junior Suite, Suite und Apartment (die beiden letzteren mit voll ausgestatteter Küche)
  • Im Erdgeschoß befindet sich ein barrierefreies Zimmer, für Menschen mit Gehbehinderung steht ein Aufzug bereit
  • Familien können im Familien-Komfortzimmer mit drei Personen, in der Junior Suite, der Suite und dem Apartment zu viert unterkommen; für Kleinkinder stehen kostenlos Reisebettchen zur Verfügung
  • Ohne Mehrkosten (wow!) sind für Hundebesitzer:innen sieben Zimmer reserviert; bitte unbedingt vorher anmelden, denn so bekommt eure Fellnase eine hoteleigene Platzdecke, zwei Näpfe und ein Begrüßungsleckerli
  • Für das köstliche Frühstücksbuffet (plant reichlich Zeit dafür ein!) mit Bio-Produkten aus vorwiegend regionaler Herstellung zahlen Erwachsene 24,- Euro, Kinder von 4 bis 10 Jahren 14,- Euro, Kinder bis 4 Jahre sind frei
  • In jedem Stockwerk finden Gäste eine Servicestation auf Vertrauensbasis mit Getränken (mit und ohne Alkohol), Bio-Knabbereien & Süßes, sowie Geschirr und Besteck für ein Abendessen »To Go«
  • Alle Zimmer des »Biohotel Kunstquartier« sind mit Schallschutzfenstern ausgestattet; sollten euch die romantischen Kirchenglocken dennoch bei eurer Nachtruhe stören, bekommt ihr selbstverständlich Ohrstöpsel aufs Haus
  • Für Gäste mit Bewegungsdrang stehen drei E-Bikes zum Ausleihen bereit
  • Die Nähe zur Autobahn, macht das »Biohotel Kunstquartier« auch zum perfekten Übernachtungsstopp für Familien, die auf dem Weg von Norddeutschland in Richtung Süden unterwegs sind
  • Es könnte sich durchaus lohnen, zwei oder drei Übernachtungen einzuplanen; neben dem Spaßbad »Palm Beach« findet ihr in der Nähe auch den Playmobil Funpark, einen Indoorspielplatz auf über 3.800 m² - das »Tucherland« - und große Spielplätze im Grünen
  • Von Donnerstag bis Samstag werden euch in der hauseigenen Tapas-Bar »La Buena Vida« leckere spanische Tapas serviert (eine ausreichende Mindestanzahl an Reservierungen ist Voraussetzung)