destinature Dorf Hitzacker, Wendland, Niedersachsen

destinature Dorf Hitzacker

Schon eine gefühlte Ewigkeit fahre ich übers Land. Keine Autobahn weit und breit. Hochgewachsene Baumalleen säumen den Wegesrand. Die Reise wird begleitet vom rhythmischen Licht-Schattenspiel unterm schattigen Blätterdach. Wie schön so eine Kutschfahrt in dieser entrückten Umgebung wohl wäre. Gemächlich tuckere ich weiter durch charmante kleine Dörfer mit historischen Bauernhäusern aus rotem Backstein. An manchen lehnt ein gelbes Kreuz. Man begegnet ihnen häufiger im Wendland als Symbol des Widerstandes gegen Atomenergie. Vermutlich mit ein Grund, weshalb die dünn besiedelte Region südlich der Elbe zwischen Hamburg und Berlin eine kreative Schar an Kunstschaffenden und Handwerker:innen anzieht. Der andere: zweifelsohne die Fülle dieser großartigen Natur, die hier an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze ungehindert wachsen konnte.

Mein Ziel ist ein Naturhotel im allerbesten Sinne. Per Kutsche reist heute leider keiner mehr an, mit dem Fahrrad aber durchaus. Das »destinature Dorf« mit 25 komfortablen Tiny Houses und sieben mobilen Outdoor-Betten samt verstellbarem Dach liegt direkt am Elberadweg im kleinen Dörfchen Hitzacker. Von der bezaubernden Altstadtinsel, umschlossen von Elbe und Jeetzel, sind es nur wenige Schritte bis zum Urlaubscamp, das direkt an das arten- und tierreiche Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue grenzt. Als Eva und Holger Danneberg 1992 begannen, mit ihrer Firma Werkhaus zusammensteckbare Stiftboxen (ihr Markenzeichen!) zu fertigen, hätten sie trotz Holgers ausgeprägten Tüftlergens wohl nie gedacht, 30 Jahre später mal ins Hotelgeschäft einzusteigen. Mehr zum Spaß stellten sie 2017 auf einem Tiny-House-Festival den Prototypen einer Holz-Sauna vor und - zack! - war die Idee eines nachhaltigen Hüttendorfs für Naturliebhaber:innen geboren.

Bei meiner Ankunft liegt das Dorf noch im Vorsaisonschlaf. Hier sollen tatsächlich über 30 Holzhütten stehen? Fakt ist, dass sich die Häuser aus umweltfreundlichen Baumaterialien geschickt auf dem naturbelassenen Areal zwischen Bäumen und Sträuchern verteilen. Sanft umhüllt mich die friedliche Trilogie des Frühlings mit blätterrauschenden Baumwipfeln, dem melodiösen Tirili von Amseln und flink flatternden Schmetterlingen. Ob Hütte mit Terrasse, Sonnensegel und Hängematte, Sommerhütten, die sich weit wie ein Adventskalendertürchen am 24. Dezember öffnen lassen oder mobile Betten to Go unterm Sternenhimmel: die Hütten sind wohnlich-reduziert ausgestattet mit selbstgefertigten Möbeln und eigens fürs Camp designter Bio-Bettwäsche. Und wie herrlich das Holz hier duftet! Community-Treffpunkt und Herzstück im Dorf: neben der Feuerstelle zum Schnacken und Stockbrotbacken lädt ein gemütliches Bistro mit regionalem Frühstück, Getränken und Snacks ein, alles in tipptopp Bio-Qualität. Müde Radlerbeine bekommt man im holzbefeuerten Badezuber wieder flott - oder reist beim nächsten Mal ganz kommod mit dem Zug an. Ist sicher auch bequemer als eine Kutschfahrt.



hiersein-Themen

haus

  • Aus Respekt zur Natur: das komplette Hüttendorf ist in bewährter Werkhaus-Manier konsequent aus nachhaltigen Materialien in Stelzenbauweise gefertigt und kann komplett zurückgebaut werden, so dass der Eingriff in die umliegende Natur möglichst gering bleibt
  • Die Größe der minimalistisch ausgestatteten Tiny-Houses richtet sich nach dem individuellen Bedürfnis, wie Radreisende und Wander:innen, die für eine Nacht gerne das »Bett to Go« buchen, weil sie nur ein »Dach« über dem Kopf ohne viel Platzanspruch benötigen
  • Ein Auszug der verwendeten Baumaterialien: Holzhütten und -möbel aus zertifiziertem heimischem Douglasien- und Fichtenholz, Dämmung aus Schafwolle und Holzweichfasern
  • Das Interieur: innovatives japanisches Matratzensystem mit bio-zertifizierter Wollauflage, Bettdecken und Kissen aus Bio-Schafwolle, Bettwäsche, Handtücher und Vorhänge aus Bio-Baumwolle, mobile Solarleuchten

natur

  • Um das ultimative Gefühl von Freiheit nachhaltig zu erleben, haben sich die Gastgeber einen naturnahen Standort ausgesucht, den sie so behutsam wie möglich behandeln
  • Bei der Entstehung des Hüttendorfs wurden keine Bäume gefällt, der Boden nicht versiegelt
  • Reichlich verteilt auf dem naturbelassenen Areal: alter Baumbestand, Sträucher und Obstbäume, an denen sich die Gäste im Sommer zur Erntezeit bedienen dürfen
  • Überall im destinature Dorf können an Solarstationen Smartphones und elektrische Kleingeräte geladen werden; außerdem gibt es Lademöglichkeiten für E-Bikes direkt an der Unterkunft
  • 100% Ökostrom von Green Planet Energy, womit auch das Warmwasser im Waschhaus aufbereitet wird
  • Eine energieeffiziente Infrarotheizung sorgt in kühleren Nächten für die richtige Temperatur (außer in den mobilen Mikrohütten)

essen

  • Eigene Küchen besitzen die Hütten zwar nicht, dafür gibt es im Eingangsbereich des Dorfs ein hübsches Bio-Bistro mit Indoor-Bereich und großzügiger Terrasse fürs Frühstück, den kleinen Hunger zwischendurch, ein entspanntes Abendessen oder ein kühles Getränk
  • Die Lebensmittel und Getränke sind konsequent biologisch und werden – soweit möglich – von Partner: innen aus der Region geliefert
  • Das Angebot beinhaltet selbstverständlich auch vegane und glutenfreie Alternativen

mensch

  • Die Idee hinter dem Konzept von destinature: das wachsende ökologische Bewusstsein im Tourismus zu stärken und einen Beitrag für den sanften Tourismus zu leisten
  • Was den Werkhaus-Macher:innen besonders wichtig ist: eine enge Zusammenarbeit mit Partner:innen auf Augenhöhe, die wie sie für einen ökologischen, fairen und sozialen Lebensstil stehen
  • Sie kennen ihre Kooperationspartner: innen teilweise schon seit Jahrzehnten und wissen, dass sie sich auf die Qualität verlassen können
  • Alle umweltfreundlichen Produkte, die im Dorf zum Einsatz kommen, werden vor »Inbetriebnahme« ausgiebig getestet
  • Im Hüttendorf finden regelmäßig Veranstaltungen wie Weinproben, Konzerte, etc. statt, um so auch der lokalen Bevölkerung eine zusätzliche Ausgehmöglichkeit zu bieten


und sonst so?

  • In vier verschiedenen Hüttenvarianten können bis zu drei Erwachsene mit Kleinkind naturnah urlauben
  • Die destinature Hütte Plus ist mit Waschbecken und Trockentoilette ausgestattet; die Betten können zusammengeschoben oder um einen weiteren Liegeplatz ergänzt werden - geeignet für zwei Erwachsene und ein Kleinkind
  • Keinen eigenen Waschbereich, dafür eine Schlafkoje für die vierte Person, findet ihr in der Basic Hütte - maximal für drei Gäste mit einem Kleinkind
  • Vor beiden Hüttenarten könnt ihr entspannt in der Hängematte chillen, auf der gemütlichen Holzterrasse mit Sitzmöbeln ein Buch lesen, ins Grüne gucken und das Hüttendorfleben genießen
  • Die Sommerhütte ist wie eine Koje mit breiter Liegefläche (für zwei Personen mit Kleinkind), Ablagefächern, Lüftung und Lampen; auf der kleinen Terrasse direkt davor befinden sich ein Tisch, ein Hocker und eine Bank mit Stauraum unter der Sitzfläche
  • In allen drei Hüttenvarianten sorgt die Infrarotheizung an kühlen Tagen für wohlige Temperaturen
  • Ultimatives Glamping-Feeling im Bett to Go: in der Minihütte auf Rädern schläft man (mit Dach zum Auf- und Zuschieben) direkt unterm Sternenzelt und steht - schwupps! - mit beiden Füßen auf der Wiese, sobald man aus dem Bett steigt; für das Gepäck steht eine wasserfeste Aufbewahrungsbox bereit
  • Hunde sind auf Anfrage gegen eine Gebühr von 10,- Euro pro Tag in den Basic-Hütten & Hütten Plus erlaubt
  • Das Waschhaus befindet sich gegenüber dem Bistro und ist mit Toiletten, Duschen (inkl. bio-zertifizierter Seife, Duschgel & Shampoo), einem Familienbad mit Wickeltisch, Außenwaschbecken und einer eigenen Rolli-Auffahrt ausgestattet
  • Wer als Radreisender dringend mal eine Montur frische Wäsche braucht, kann im Waschhaus kostenfrei die Waschmaschine und den Trockner nutzen
  • In einem geschützten Bereich hinter Bäumen und Büschen befindet sich eine Wellness-Area mit drei Outdoor-Saunen (gemeinsam mit anderen Gästen oder individuell/privat nutzbar), Freiluftdusche und beheizbarem Badezuber
  • Was tun? Paddeln auf dem Hitzacker See, der direkt hinter dem Camp liegt (es gibt Boote zu mieten), durch die fußläufige Altstadt von Hitzacker mit seinen putzigen Fachwerkhäuschen bummeln, in einem der hübschen Cafés pausieren und kleinen Lädchen stöbern oder das Archäologische Zentrum Hitzacker gleich nebenan besuchen (destinature-Gäste erhalten 20% Rabatt)
  • Zwei Fahrräder aus Bambus stehen zum Ausleihen bereit: an einem der malerischen Elbuferstrände solltet ihr unbedingt Ausschau nach den vielen Vogelarten halten, die im Biosphärenreservat Elbtalaue zu finden sind wie Störche, Adler, Milane, Wildgänse, Singschwäne uvm.
  • Übrigens: die touristischen Quereinsteiger haben bereits ein zweites Dorf in der Südeifel eröffnet; more (?) to come!


Bilder

© destinature & © destinature / J. Oswald (Fotos 6 & 14-16)