Boutiquehotel Villa Rein, Bad Reichenhall, Berchtesgadener Land

Boutiquehotel Villa Rein

Vor mir erhebt sich das Lattengebirge im Berchtesgadener Land. Mit etwas Fantasie erinnern die Gipfel der Rotofentürme an die Silhouette einer ruhenden Frau. Wegen ihrer knubbligen Nase und dem markanten Kinn wird die steinerne Dame kaum schmeichelhaft als »Schlafende Hexe« bezeichnet. Doch konzentrieren wir uns lieber auf die Erholung. Um 1850 herum stieg Bad Reichenhall dank der heilsamen Wirkung der Sole, die hier seit Jahrhunderten tief aus der Erde gewonnen wird, zum mondänen Kurbad auf. Mit seinen hübsch erhaltenen Kurvillen, den spitzen Türmchen, Erkern und verschnörkelten Balkonen, die einst den europäischen Hochadel beherbergten, weht heute noch eine alpin-mediterrane Brise durchs »bayerische Meran«.

An einem goldfarbenen Herbsttag statte ich einem dieser leicht aus der Zeit gefallenen Gebäude einen Besuch ab. Fußläufig zu Therme, Kurpark und Bahnhof liegt mein Ziel: eine klassische Gründerzeitvilla mit pistaziengrüner Fassade inmitten einer ruhigen Villengegend und altem Baumbestand. Zunächst reizte es Gastgeber Sebastian wenig, in die Fußstapfen seiner Großeltern und Eltern zu treten und die familiengeführte Kurpension zu übernehmen. Es brauchte erst einen beruflichen Seitwärtsschlenker, um die Liebe zur denkmalgeschützten Villa und die Freude am Gastgeben zu entfachen. Ziemlich in die Jahre gekommen, war eine Verjüngungskur jedoch unabwendbar. Nach kompletter Entkernung, achtsamem Umbau und bewusster Rettung historischer Details öffnete ein sehr stilvoll-schönes Boutique Hotel, die »Villa Rein« unter Sebastians Leitung im Jahr 2019 seine Türen.

»Die einen pflanzen bei der Geburt ihres Kindes einen Baum, Sebastian hat gleich einen ganzen Garten angelegt«. Schmunzelnd berichtet seine Frau Martina von dem jüngst gestalteten Verweilort ihres Hotels, in dem Sohn Lukas schon auf allen Vieren durchs historische Treppenhaus krabbelt. Über knarzende Stufen geht's vorbei an hochglanzpolierten Klingelkästen, alten Kommoden und anderen Schätzchen hinauf zu den Hotelzimmern. Der Charme vergangener Tage zieht freundschaftlich durchs Hotel. Doch keine Spur von ewiger Gestrigkeit. Wechselnde Ausstellungen lokaler Künstler: innen schmücken den Frühstücksraum und die Hotelgänge, Detailfotos der Villa die Zimmer, die teils mit süßen Erkern, Sofas zum Hineinsinken und bergluftverwöhnten Balkonen ausgestattet sind. Tagsüber empfiehlt sich die Fahrt mit der ältesten Seilbahn der Welt auf den Predigtstuhl, ein Spaziergang um den Thumsee oder zur alten Saline. So verführerisch die Heilkräfte des salzartigen Wassers auch sind, zu einem Schlummertrunk abends in der Kaminstube sage ich auch nicht »Nein«.



hiersein-Themen

haus

  • Die denkmalgeschützte Jugendstilvilla von 1898 wurde 2018/2019 in Zusammenarbeit mit dem vielfach ausgezeichneten Architekturbüro »Berschneider+Berschneider Architekten BDA+BDIA« sorgfältig kernsaniert
  • Das gesamte Baudenkmal wurde so umgestaltet, dass es langlebig, nachnutzbar und reparierbar ist
  • Von der Originalsubstanz blieb dabei möglichst viel erhalten und historische Stücke wie gusseiserne Kamintüren, Einbauschränke und historische Möbel wurden liebevoll wieder aufgewertet
  • Das Prunkstück der Villa: das historische Treppenhaus und die Außenfassade mit originalen schmiedeeisernen Jugendstilbalkonen
  • Recycling! Alte Balken, Bretter und Ziegel wurden beim Umbau gereinigt, aufgearbeitet und wiederverwendet
  • Für den Innenausbau kamen natürliche und ökologische Materialien zum Einsatz: heimisches Fichten- und Lärchenholz, Kalkputze, Silikatfarben, Echtholzparkett, Altholz-Wandverkleidungen
  • Der historische Kirchenmalerbefund wurde in das Farbkonzept der Villa aufgenommen und umgesetzt

natur

  • Die Außenanlagen wurden 2024 komplett erneuert; die Bepflanzung erfolgte mit Fokus auf heimische und trockenheitsresistente Pflanzen, eine Bewerbung zur »Naturgarten«-Zertifizierung ist gerade in Vorbereitung
  • Regen- und Brauchwasser wird in eigenen Zisternen gesammelt und für die Bewässerung des Gartens genutzt
  • Die Villa bezieht zu 100 % Ökostrom der Stadtwerke Bad Reichenhall
  • Mit der Installation einer effizienten Gas-Brennwerttherme kombiniert mit Solarthermie für Warmwasser und Heizungsunterstützung werden rund 55 % fossiler Brennstoffe eingespart
  • Müllreduktion durch Nutzung von Nachfüllseifen, Verwendung von Großgebinden und konsequenter Mülltrennung
  • Die ausnahmslos ökologischen Reinigungsprodukte stammen von der Firma Sonett
  • Für die Hotelwäsche arbeitet die Villa Rein mit einer öko-zertifizierten Wäscherei zusammen
  • Alle Mitarbeiterinnen wohnen im Umkreis von 5 km und kommen, wann immer möglich, mit dem Fahrrad zur Arbeit

essen

  • Die Gastgeber pflegen einen sehr persönlichen Kontakt zu ihrem Lieferanten:innen, um kurze Wege, transparente Wertschöpfung - und eine hohe Qualität ihres Angebots auf dem Frühstücksbuffet sicherzustellen
  • Alle Lebensmittel und Produkte stammen von regionalen Partner:innen, wie der Molkerei Berchtesgadener Land im benachbarten Piding
  • Außerdem gibt es selbstgemachtes Bircher Müsli im Weckglas, hausgemachte Aufstriche in liebevoll angerichteten Portionsschalen, vegan & biologisch, verfeinert mit frischen Kräutern aus dem Garten - und täglich einen frischen Bio-Ingwershot
  • Ihren Kaffee bezieht das Hotel von einer Rösterei vor Ort, in den Zimmern steht Fairtrade-Kaffee zur Verfügung


und sonst so?

  • Klein & fein! Die Villa Rein bietet insgesamt 14 Zimmer in zwei Kategorien: die Superior-Zimmer mit Balkon und die großzügigen Turmzimmer mit Sitzecke im Erker und extra Sofa, größtenteils mit, nur ein Zimmer ohne Balkon
  • Für alle, die kurz noch ihre Mails checken müssen oder eine Urlaubspostkarte schreiben möchten (ja, die existieren noch!), gibt es einen Schreibtisch
  • Ein Frühstück zum Niederknien! Das Villa-Frühstück wird in Buffetform angeboten und ist so verführerisch, dass so manch geplanter Ausflug oft mit reichlich Verspätung startet…
  • Im Sommer können Outdoor-Freund:innen ihr Frühstück auch im hübschen Vorgarten mit Bergblick genießen
  • Im kleinen Weinkeller finden Gäste ausgesuchte Weine, die sie in der gemütlichen Kaminstube bei knisterndem Feuer, auf dem Balkon oder im Garten am plätschernden Grand (Bayrisch für Steintrog) verköstigen dürfen
  • Haustiere sind leider nicht erlaubt
  • Das historisch gewachsene Gebäude bietet keine Barrierefreiheit
  • Die Weite des Bergtals um Bad Reichenhall herum ist auch für weniger trainierte Radler:innen machbar - Tipp: in einer Stunde Fahrtzeit immer an der Saalach entlang erreicht man beispielsweise die Mozartstadt Salzburg
  • Ab 2026 bietet die Villa zwei eigene Mountain-E-Bikes zum Ausleihen an
  • Zig Wanderrouten in allen Schwierigkeitsstufen finden aktive Urlauber:innen im wunderschönen Lattengebirge - Tipp: die Steinerne Agnes mit großartigem Blick auf den Watzmann
  • Lust auf einen Wellnesstag? Die RupertusTherme liegt nur wenige Fußminuten entfernt und ist ganz besonders in der Nebensaison zu empfehlen
  • Was für ein top Angebot! Mit der kostenlosen Gästekarte in die Öffis steigen, um auf dem Königssee dem großartigen Echo der Trompeter zu lauschen, in Salzburg in einem dieser wunderbaren Kaffeehäuser der K&K-Zeit eine Sachertorte zu essen, in Berchtesgaden über den Weihnachtsmarkt zu schlendern - und so viel mehr!
  • So sehr die Highlights der Region auch locken, bummelt unbedingt durch die hübsche Innenstadt, genießt vom Dachgarten des Modehauses Juhasz einen (fast) Rundumblick, besucht den Kurgarten mit dem Gradierwerk und spaziert durch den salzigen Sprühnebel, geht in ein Konzert der Bad Reichenhaller Philharmoniker und erlebt mit der alten Saline eines der bedeutendsten Industriedenkmäler Bayerns, in der heute auch eine Kunstakademie untergebracht ist