Zum Schockelgaul, Forst an der Weinstraße, Rheinland-Pfalz

Zum Schockelgaul

Wer beim Schaukelpferdschild am Eingang nicht sofort an den kleinen Onkel denken muss, hat bei Pippi Langstrumpf wohl nicht aufgepasst. Ein schwarz gepunkteter Schimmel weist den Weg in ein gemütliches Pfälzer Weinlokal, dessen deftiges Signature Dish schon seit mehr als 40 Jahre scharenweise treue Gäste anlockt, die ehrliche Küche, guten Wein und pfälzische Gastfreundschaft schätzen. Hinter den angrenzenden Weinbergen wie Pechstein & Ungeheuer, Jesuitengarten & Kirchenstück verbergen sich die exzellentesten Weinlagen der Pfalz. Und was heimische Winzer daraus produzieren, kann direkt im »Schockelgaul«, dem Weinlokal von Nana Forell im kleinen Winzerort Forst verkostet werden.

Aufgewachsen im Nachbarort Deidesheim, kennt Nana das legendäre Cordon-Bleu im Schockelgaul noch aus ihrer Kindheit. Für ein Design-Studium und späteren Job in der Gestaltungsbranche zieht es die Pfälzerin nach Stuttgart und zuletzt Berlin, wo sie bis 2017 mit Mann Frank und den beiden Töchtern lebt - und den Großstadt-Spirit in vollen Zügen genießt. Doch die Sehnsucht nach etwas Eigenem ist größer und als die ehemalige Schockelgaul-Besitzerin ihren Ruhestand ankündigt, klopfen die Designerin und Exhibition Designer mutig an und bekommen - alla hopp! - den Zuschlag, die Nachfolge des alteingesessenen Lokals in der Pfalz anzutreten.

Statt der klassischen Käsewürfel aus den 80ern gibt es mittlerweile eine feine Variation vom Allgäuer Bio-Käse. Doch vieles ist beim Alten geblieben in dem beliebten Weinlokal an der Deutschen Weinstraße. Die Bauchentscheidung, hier einen Neuanfang zu wagen war motiviert davon, ein Haus mit Geschichte zu übernehmen, das Traditionswirtshaus authentisch weiterzuführen und Gästen ein heimeliges Gefühl »wie bei Oma« zu bieten, aber auch neue, zeitgemäße Projekte anzustoßen. Während hier also noch halbhohe Häkelgardinen in den Fenstern hängen und Retro-Schaukelpferde von der Decke baumeln, sorgt Nana in ihrem (dem einzigen!) Dorfladen - neben Brötchen, Käse, Wein und mehr - auch für einen Tick Urbanität mit Lifestyle-Produkten befreundeter Designer:innen.

Und der Metropolwind flaut nicht ab! Im kernsanierten Nachbarhaus haben Nana und Frank im Frühjahr 2023 soeben drei (von vier) Ferienwohnungen fertiggestellt, der Ausbau einer Scheune für größere Gruppen steht als nächstes an. »Extrem gemütlich mit einer klaren, aufgeräumten Sprache, ohne kühl zu wirken« beschreibt die Gastgeberin ihre Quartiere für zwei bis vier Personen. Tatsächlich ist die Mischung aus nachhaltigen Design-Klassikern, wiederaufbereiteten Vintage-Funden und von Künstlerhand entworfenen Decken und Kissen wohl gelungen. Mit dem großen Gemeinschaftsgarten hinter der Scheune ein Ort wie gemacht für längere Aufenthalte, um die putzigen Weindörfer kennenzulernen, im Biosphärenreservat Pfälzerwald durchs größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands zu streifen, die Mandelblüte zu erleben und von Feigenbäumen zu naschen, auf einer warmen Basaltsteinmauer sitzend, Eidechsen beim Sonnen zuzugucken. »Faul sein ist wunderschön!», weiß nicht nur Pippi Langstrumpf.



hiersein-Themen

essen

  • Daran gibt's nix zu rütteln! Der Schockelgaul ist ein Traditionswirtshaus mit heimischen Spezialitäten, die Küche ergo fleischlastig, aber vor allem eines: ehrlich und gut (es gibt auch vegetarische Gerichte)
  • Verwendung von Lebensmitteln so regional und so biologisch wie möglich ist Nanas Credo in der Küche - der Fokus liegt auf kurze Transportwege (im Umkreis von 10 km)
  • Besonders wichtig ist ihr die enge Zusammenarbeit mit inhabergeführten Betrieben und Familienunternehmen
  • Das Fleisch stammt aus kontrollierter Land-/Viehwirtschaft, Kartoffeln und Salat bezieht Nana von einer Bäuerin aus dem Nachbarort, das Brot kommt u.a. von einem Demeter-Hof mit eigener Bäckerei
  • Das Weinsortiment umfasst Weine ortsansässiger Familienweingüter bis zu Weinprojekten aus der jungen Pfälzer Bio- und Natur-Weinszene

mensch

  • Zurück aus der Stadt, vermissten Nana und ihre Familie anfangs nicht nur einen Laden für den täglichen Bedarf, sondern auch eine Art Treffpunkt, um mit Dorfbewohner:innen zusammenzukommen und sich auszutauschen
  • Zur Wiederbelebung des Forster Einzelhandels und für ein aktiveres Dorfleben, kam der Pfälzerin 2020 die Idee, einen »Tante-Emma-Laden 2.0« zu eröffnen, der neben Lebensmitteln & Co. auch hübsche Designer-Produkte anbietet

haus

  • Als sich angrenzend zum Weinlokal die Chance ergab, das Nachbarhaus und die dazugehörige Scheune zu erwerben, zögerten Nana und Frank nicht lange
  • Bei der Kernsanierung legten die Bauherren allergrößten Wert darauf, den alten Bestand (von um die Jahrhundertwende) zu bewahren, vorhandene Baustoffe (Lehmwickel, Holzständerbau, etc.) wiederzuverwenden und sonst biologische Baumaterialien einzusetzen, wie z.B. Holzfaserdämmung fürs Dach
  • Vor dem Dorfladen wurden gebrauchten Kopfsteine gepflastert
  • Die Wohnungen sind allergikerfreundlich mit graugeölten Holzdielenböden, für gutes Raumklima sorgen mineralischer Putz und diffusionsoffene Farben; Kunststoffe wurden nur eingesetzt, soweit nicht anders möglich
  • Die Einrichtung ist aufs Wesentliche reduziert und eine Mischung aus 2nd-Hand-Möbeln, Scheunenfunden und nachhaltigen Design-Objekten

natur

  • Forster Bienen hierher! Die Hälfte des Gartens hinter der Scheune soll stets als Blühwiese stehenbleiben, auch die Abgrenzungen sind bepflanzt
  • In Planung: die Anpflanzung heimischer Obstbäume, einem Mandel- und einem Feigenbaum
  • Künftig wird das Regenwasser zum Gießen des Gartens gesammelt, das Pflaster ist wasserdurchlässig
  • Versorgung zu 100% mit Öko-Strom
  • Durch die Lage in der Denkmalzone Weinstraße Forst bekamen die Besitzer leider keine Genehmigung für eine Photovoltaik-Anlage
  • Um die Verbräuche in den Ferienwohnungen zu reduzieren, haben die Gastgeber die Elektrogeräte aufs Wesentliche begrenzt und bieten energieeffiziente Lösungen an: statt eines TV-Geräts steht Gästen ein iPad zur Verfügung, es gibt einen Herd, jedoch keinen Backofen, der Kaffee wird in entspannter Urlaubs-Manier klassisch aufgebrüht


und sonst so?

  • Fröhlich frankophil: Beletage, Petite Maison und Mansarde heißen die aktuell drei Ferienwohnungen im Gästehaus
  • Jedes Apartment verfügt über ein Schlafzimmer mit Doppelbett und ein sehr bequemes Schlafsofa im Wohnraum, geeignet für zwei bis vier Personen
  • Ideal für befreundete Paare & Familien: in »Beletage« und »Petite Maison« können Sitzenbleiberinnen in der bestens ausgestatteten Küche weiterplauschen, während sich Bettwälzer ins mit Schiebetüren abgetrennte Schlafzimmer oder den separaten Wohn-/Schlafraum zurückziehen
  • Jede Wohnung ist individuell gestaltet teils mit Dachschrägen, freigelegten Holzbalken und romantischen Fachwerkausblicken
  • Babybetten und Hochstühle leihen die Gastgeber auf Wunsch aus
  • Eigene Musik könnt ihr über eine Musikanlage mit Bluetooth hören, Lieblingsserien übers iPad streamen
  • Der Mindestaufenthalt beträgt drei Nächte, ab einem Wochen-Aufenthalt erhalten Gäste einen Rabatt von 15%; die Endreinigungspauschale beträgt 40,- Euro
  • Hunde sind leider nicht erlaubt
  • Yoga-Retreat? Große Freundesbande? Gruppenausflug? Die Scheune, gerade noch im Aufbau, bietet zukünftig Platz für 10 Personen mit gemischten Schlafplätze auf dem Heuboden, Seminarraum und Yoga-Scheune
  • Austausch gewünscht! Der Innenhof, die Scheunen-Werkstatt und der große Garten dürfen von allen genutzt werden
  • Nice: Im Eingang des Gästehauses befindet sich eine Maxibar mit 12 verschiedenen Weinen zur Auswahl, abgerechnet wird bei Abreise
  • Was tun? Wein probieren, im Pfälzerwald wandern, auf Felsentürme & Burgruinen kraxeln, von Weinort zu Weinort radeln, französisches Flair im 45 (Auto-)Minuten entfernten Weißenburg schnuppern – Gastgeberin Nana hat noch jede Menge Tipps im Köcher
  • Mehr Natur? Forst grenzt nordwestlich direkt an das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen und ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Westeuropas
  • Für Familien mit Kindern gibt es in nur 10 Fahrradminuten ein schnuckeliges Freibad mitten im Weinberg
  • Unbedingt probieren! Das famose Cordon-Bleu mit Endiviensalat und knusprigen Bratkartoffeln im gemütlichen Innenhof oder der Weinstube des Schockelgauls